Berufsbild Bilanzbuchhalter
Zahlenkenner für Schlüsselfunktionen gesucht
Der Beruf des Bilanzbuchhalters bietet talentierten Zahlenkennern viele Chancen. Die breit gefächerten Aufgabenbereiche erfordern Sorgfalt, Teamgeist und ständiges Lernen. Denn für Neuerungen im Steuer- und Handelsrecht sorgt der Gesetzgeber immer wieder.
Bilanzbuchhalter haben die Fakten immer im Blick. Alle Einnahmen und Ausgaben gehen über ihren Tisch. Sie analysieren den wirtschaftlichen Erfolg und erstellen Zahlenauswertungen, die Richtschnur für Management-Entscheidungen sind. Hierzu arbeiten sie eng mit der Geschäftsleitung zusammen und kommunizieren mit Mitarbeitern über alle Abteilungen hinweg. Diese Mischung macht den besonderen Reiz des Berufes aus und verleiht Berufsträgern einen wichtigen Stellenwert.
Die Qualifikation als Bilanzbuchhalter dient häufig als Karriere-Sprungbrett, betont der Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller e.V. (BVBC) in Bonn. Bilanzbuchhalter genießen als Zahlenexperten und abteilungsübergreifender Vermittler eine besondere Vertrauensstellung. Viele Bilanzbuchhalter bekleiden Schlüsselpositionen und tragen maßgeblich zur erfolgreichen Geschäftsentwicklung bei.
So wird man Bilanzbuchhalter
Nach Einschätzung des BVBC sind zurzeit in Deutschland rund 115.000 Bilanzbuchhalter tätig, rund drei Viertel als Angestellte und etwa ein Viertel als Selbstständige. Rund 4.000 neue Kandidaten streben jährlich den Beruf des Bilanzbuchhalters an. „Geprüfter Bilanzbuchhalter und Geprüfte Bilanzbuchhalterin - Bachelor Professional in Bilanzbuchhaltung“ ist eine IHK-Fortbildung im Sinne des Berufsausbildungsgesetzes. Um das IHK-Zertifikat zu erhalten, müssen Prüflinge in Fächern wie Kosten- und Leistungsrechnung, Finanzmanagement, Buchführung, Jahresabschluss, internationales Rechnungswesen und betriebliche Steuerlehre mündlich und schriftlich ihr Können unter Beweis stellen.
Voraussetzung für die Zulassung zur IHK-Prüfung ist in der Regel eine kaufmännische oder vergleichbare Ausbildung. Auch Hochschulabsolventen der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät können nach einer einjährigen Berufspraxis die Prüfung absolvieren, ebenso wie Fachwirt*innen oder Fachkaufmänner oder -frauen sowie Personen mit einem Abschluss als staatlich geprüfte*r Betriebswirt*in. Wer weder eine kaufmännische Ausbildung noch ein Studium absolviert hat, sollte mindestens fünf Jahre Berufserfahrung mit Bezug zum betrieblichen Rechnungswesen vorweisen können.
Angehende Bilanzbuchhalter bereiten sich in anderthalb bis drei Jahren in berufsbegleitenden Lehrgängen auf die anspruchsvollen Prüfungsinhalte vor. Industrie- und Handelskammern, Privatschulen und Volkshochschulen bieten Kurse zur Vorbereitung auf die Bilanzbuchhalterprüfung an. Begleitend empfehlen sich Fachseminare des führenden Berufsverbandes BVBC, wodurch Teilnehmer über aktuelle Entwicklungen auf dem Laufenden bleiben.
Die Wege in den Beruf sind sehr unterschiedlich. Die große Mehrzahl der Bilanzbuchhalter hat zunächst eine kaufmännische Ausbildung etwa als Steuerfachangestellter oder Industriekaufmann absolviert. Andere wiederum haben nach einem wirtschaftswissenschaftlichen Studium ihren beruflichen Schwerpunkt im Rechnungswesen gewählt.
Welcher Weiterbildungsweg der richtige ist, hängt ganz wesentlich von den persönlichen Lebensumständen und Vorlieben ab. Für viele Angestellte steht schnell fest, dass sie dauerhaft im Rechnungswesen arbeiten möchten. Der Umgang mit ständig neuen steuerrechtlichen Entwicklungen und ihre Umsetzung in der Arbeitspraxis sind für sie eine reizvolle Herausforderung.
Allrounder in Theorie und Praxis
Viele Unternehmen suchen nach qualifizierten Kräften, um die wachsenden Herausforderungen im Bilanz- und Steuerrecht zu bewältigen. Der Berufsverband BVBC geht davon aus, dass der Bedarf an Bilanzbuchhalter in Wirtschaft und Verwaltung weiter ansteigt. Denn nicht nur die gute Konjunktur in Deutschland sorgt derzeit dafür, dass neue Stellen geschaffen werden. Auch die auf EU-Ebene geplanten Gesetzesvorhaben werden nicht ohne Auswirkungen auf das Steuer- und Rechnungswesen bleiben, sodass Unternehmen auf das Know-how von gut ausgebildeten Finanzexperten angewiesen sind.
Wer das Zertifikat „Geprüfte/r Bilanzbuchhalter/in“ erlangt hat, ist eine gefragte Fachkraft. Grund hierfür sind weitreichende fachliche Kompetenzen, die neben dem Rechnungswesen auch detaillierte Kenntnisse in Steuerrecht, Finanzwesen und Kostenrechnung sowie EDV-Erfahrungen umfassen. Bilanzbuchhalter beweisen sich als Allrounder in Theorie und Praxis. Sie erstellen die Quartals- und Jahresabschlüsse einschließlich aller damit verbundenen Vorarbeiten. Zudem analysieren sie die Liquidität und planen die Rentabilität voraus. Sie liefern der Geschäftsleitung, was sie dringend braucht: Denn nur mit präzisen, stets aktuellen Zahlenanalysen lassen sich Management-Entscheidungen vorbereiten und absichern.
Was müssen angehende Bilanzbuchhalter mitbringen? Analytische Fähigkeiten, Genauigkeit und Sorgfalt sind für den Berufsstand Pflicht. Darüber hinaus sollten Bilanzbuchhalter über ein hohes Maß an sozialem Gespür verfügen, um mit Vorgesetzen, Kollegen und Geschäftspartnern erfolgreich zu kommunizieren. Die Summe dieser Eigenschaften qualifiziert Bilanzbuchhalter für Führungspositionen.
Viele individuelle Entwicklungsmöglichkeiten
Mittelständische Unternehmen setzen Bilanzbuchhalter gerne als Bindeglied zum Steuerberatungsbüro ein. So lassen sich die internen Abläufe im Finanz- und Rechnungswesen effizient organisieren. Bilanzbuchhalter und Steuerberater haben viele fachliche Gemeinsamkeiten. Viele Bilanzbuchhalter haben in Steuerberatungskanzleien gearbeitet und sind mit den dortigen Arbeitsabläufen vertraut.
Durch ihr besonderes Vertrauensverhältnis mit der Geschäftsleitung kommen Bilanzbuchhalter vielfach als Initiatoren für neue Projekte zum Einsatz. Die Mithilfe von Bilanzbuchhaltern ist beispielweise rund um die Einführung der E-Bilanz gefragt. Sie beraten bei der Software-Umstellung und passen Kontenpläne an die von der Finanzverwaltung geforderte Taxonomie an. Zudem begleiten sie den Übergang auf die elektronische Rechnungsstellung und klären alle damit verbundenen Fragen.
Für Bilanzbuchhalter bieten sich attraktive Möglichkeiten zur fachlichen Spezialisierung, gerade bei Themen wie Internationale Rechnungslegung. Auch in mittelständischen Unternehmen sind verstärkt Spezialisten gefragt, die mit Jahresabschlüssen ausländischer Geschäftspartner vertraut sind oder eine IFRS-Umstellung begleiten können. Darüber hinaus stellen viele Kommunen und kommunale Eigenbetriebe von der traditionellen Kameralistik auf die Doppik als kaufmännisches Rechnungswesen um. Hier werden auch in den nächsten Jahren noch viele Bundes- und Landeseinrichtungen Bedarf an spezialisierten Bilanzbuchhaltern mit Know-how in beiden Bereichen haben. Auch das Controlling eröffnet neue Betätigungsfelder. Es werden verstärkt Fachkräfte gesucht, die die Kompetenzen als Bilanzbuchhalter und Controller in einer Person vereinen und als so genannte „Biltroller“ tätig werden.
Auch für selbstständige Bilanzbuchhalter eröffnen sich gute Zukunftsperspektiven. Laut aktueller Rechtsprechung dürfen selbstständige Bilanzbuchhalter auch „Hand in Hand“ mit Steuerberatern am Markt tätig werden und ihre Dienstleistungen anbieten. Die Nachfrage nach Kooperationen zwischen den Berufsgruppen ist groß. Schon heute gibt es nach Einschätzung des BVBC rund 18.000 Fälle der Zusammenarbeit. Der BVBC setzt sich dafür ein, dass selbstständige Bilanzbuchhalter einen wachsenden Aufgabenbereich übernehmen dürfen.
Lebenslanges Lernen gehört dazu
Die Verdienstaussichten für Bilanzbuchhalter sind vielversprechend: Nach der letzten Gehaltsanalyse des BVBC lag das Jahreseinkommen für Vollzeitkräfte 2016 bei durchschnittlich 56.634 Euro. Je nach Wirtschaftsregion, Position und Berufserfahrung kann das Einkommen allerdings sehr unterschiedlich ausfallen. Die wachsende unternehmerische Verantwortung des Berufsstandes bietet gute Argumente für zukünftige Gehaltsrunden.
Die Komplexität und Schnelllebigkeit vieler Steuerregeln fordern Bilanzbuchhalter immer aufs Neue heraus. Lebenslanges Lernen ist für Bilanzbuchhalter unerlässliches. Im Gegenzug bieten sich aber vielfältige Entwicklungsperspektiven wie in kaum einem anderen Beruf. Wer sein Wissen regelmäßig auf den neuesten Stand bringt, hat beste Chancen auf einen krisensicheren und spannenden Job.
Vielfältige Aufgaben mit glänzenden Berufsaussichten
- Der weitreichende Aufgabenbereich eines angestellten Bilanzbuchhalters erstreckt sich von der Organisation des gesamten Finanz- und Rechnungswesens über das Erstellen von Erfolgsrechnungen, Steuervoranmeldungen und -erklärungen bis hin zu strategisch-operativen Planungen. Selbstständige Bilanzbuchhalter übernehmen anspruchsvolle Beratungstätigkeiten.
- Im Mittelpunkt der Tätigkeit steht naturgemäß die Bilanzbuchhaltung. Die meisten Bilanzbuchhalter arbeiten in Abteilungen des Finanz- und Rechnungswesens. Etwa jeder zehnte ist in einer speziellen Steuerabteilung tätig. Fast zwei Drittel der Bilanzbuchhalter nennen die Erstellung des Jahresabschlusses im Unternehmen als wichtigste Aufgabe.
- Führende Positionen sind keine Seltenheit für Bilanzbuchhalter. Ihnen wird häufig die Leitung von Projekten übertragen. Die Fortbildung zum geprüften Bilanzbuchhalter bei den Industrie- und Handelskammern ist oftmals ein Sprungbrett in verantwortungsvolle Posten.
- Länderübergreifendes Wissen wird für Bilanzbuchhalter immer wichtiger. Der Bundesverband der Bilanzbuchhalter und Controller e.V. (BVBC) rät zu gezielten Weiterbildungen, schließlich haben IFRS-Profis und Doppik-Spezialisten beste Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Infos zu interessanten Fort- und Weiterbildungsangeboten finden sich unter www.bvbc.de.