Die IT-Branche schmückt sich immer noch mit dem Nimbus der Jugendlichkeit. Das zeigt sich schon daran, dass die meisten CeBIT-Besucher, aber auch die Aussteller 2015 Anzug und Krawatte zu Hause gelassen haben. „Casual“ ist der vorherrschende Dresscode, obwohl die CeBIT nach ihrem Umbau 2014 nun zum zweiten Mal den klaren Fokus auf eine Business-Orientierung legt. Nach der Neuorientierung folgt nun ein Jahr ohne Überraschungen – ob damit mehr Besucher und Aussteller angelockt werden konnten, ist jedoch fraglich. Die CeBIT ist nicht mehr so laut und bunt wie in den Jahren zuvor, dafür hat sie aber eine deutlich größere wirtschaftliche und auch gesellschaftliche Bedeutung. Hier werden die Geschäfte gemacht, hier sind die Unternehmen, die die Infrastruktur für alle die Gadgets bereitstellen, die unser Leben besser machen sollen.
Beispiele sind elektronische Mobil- und Handgeräte wie Smartphones, MP3-Player, Netbooks, Digitalkameras, mobile Spielkonsolen oder Tablet-PCs. Diese kleinen technischen Wunderwerke bieten bislang nicht gekannte Funktionalitäten und auch ein besonderes Design. Sie sind traditionellerweise klein, handlich und zum Mitführen konzipiert. Eine große Rolle spielt der Spaßfaktor eines Gadgets: Geräte, die sich als solches definieren, sind oft Grenzgänger zwischen sinnvoller Funktionalität und Verspieltheit. So kann ein Kunde bei Starbucks inzwischen seinen Wunschkaffee per App vorbestellen. Das ist nur ein Beispiel, das belegt, dass man in den aktuellen Zeiten schnell den Eindruck bekommen kann, dass nichts mehr so bleibt, wie es noch vor Kurzem war.
Business digital
Büro-Computer lesen und verstehen Geschäftsbriefe, Roboter in der Fabrikhalle entscheiden selbst über ihre Zusammenarbeit, und der Anwender steuert von unterwegs Terminabsprachen, Zahlungsverkehr und die Heizung in seinem Haus. Software, um alle Welt smart und effizient zu gestalten, gibt es in der Cloud und auf dem Server vor Ort.
Mit Windows 10 entwickelt Mircosoft ein Betriebssystem für PCs, Tablets und Smartphones, das regelmäßig neue Features bekommt. Ähnlich wie bei Office365 sollen Neuerungen in regelmäßigen Abständen automatisch ins System einfließen. Der Kauf neuer Lizenzen wird nicht mehr nötig sein, um ein aktuelles Betriebssystem zu haben. Möglicherweise soll sogar die Basisversion von Windows 10 für Endkunden kostenlos sein. Verdient würde dann an erweiterten Funktionen und Zusatzdiensten, die im Abo zugebucht werden können. Windows 10 soll voraussichtlich bis zur Jahresmitte 2015 auf den Markt kommen und dann vor allem Windows 7- und 8.1-Anwender zum Umstieg locken. Win10 soll eine nahtlose Bedienung von Desktop, Notebook, Tablet und Smartphone erlauben und zwar über alle Geräte hinweg.
Industrie 4.0
Fast auf jeden Messestand liest und hört man etwas von „Industrie 4.0“. Was steckt dahinter? „Industrie 4.0“ ist ein Zukunftsprojekt in der Hightech-Strategie der deutschen Bundesregierung, mit dem in erster Linie die Informatisierung der Fertigungstechnik vorangetrieben werden soll. Das Ziel ist die intelligente Fabrik (Smart Factory), die sich durch Wandlungsfähigkeit, Ressourceneffizienz und Ergonomie sowie die Integration von Kunden und Geschäftspartnern in Geschäfts- und Wertschöpfungsprozesse auszeichnet. Technologische Grundlage sind cyber-physische Systeme und das Internet der Dinge. Die Bezeichnung „Industrie 4.0“ soll die vierte industrielle Revolution zum Ausdruck bringen. Die erste industrielle Revolution bestand in der Mechanisierung mit Wasser- und Dampfkraft, darauf folgte die zweite industrielle Revolution: Massenfertigung mit Hilfe von Fließbändern und elektrischer Energie, daran anschließend die digitale Revolution, der Einsatz von Elektronik und IT zur weiteren Automatisierung der Produktion wurde üblich.
Die Deutsche Telekom und SAP haben ein Konsortium für Industrie-4.0-Standards gegründet. Damit wollen die beiden Großkonzerne Maßnahmen ergreifen, um sich nicht von den USA und Asien abhängen zu lassen. Ziel des Konsortiums ist es, Deutschland und Europa eine einheitliche Stimme zu geben, um den hiesigen Interessen in den internationalen Gremien Gehör zu verschaffen. „Nicht der Gründliche wird das Spiel gewinnen, sondern der Schnelle“, lautet das Motto dieser Vereinigung. Wichtigsten Handlungsbedarf sehen die Unternehmen in der Entwicklung von einheitlichen Standards rund um die Terminologie von Industrie 4.0.
Auf der CeBIT kann der Besucher aber auch neue Hardware-Produkte bestaunen. Beispielsweise gibt es immer mehr und schnellere 3D-Drucker zu sehen. Wer sich sein Traumhaus nicht nur auf Zeichnungen und Plänen anschauen will, kann einen 3D-Druck in Auftrag geben und bereits nach wenigen Stunden hält er das Modell seines Hauses in den Händen.
Bei Notebooks legt der Anwender erstaunlich weniger Wert auf stylische und besonders schlanke Topmodelle, sondern auf echte Arbeitstiere. Die heutigen Topgeräte sind keine Leichtgewichte, sondern eher robuste Geräte, die vor allem eine lange Akkulaufzeit bieten können. Bei klassischen PC-Systemen zählt überwiegend der Preis. Gewünscht wird viel vor allem Leistung für möglichst wenig Geld. Weiterhin auf dem Vormarsch sind Tablets, die schlank und vielseitig, aber auch hier preislich nicht abgehoben sein dürfen.
Den weltweit ersten UHD-Curved-TV mit 4K und einer Größe von 110“ konnte man auf dem Stand der Firma TCL bewundern. Allerdings dürfte dieser Fernseher für das Wohnzimmer zuhause und für den privaten Geldbeutel doch etwas zu groß sein.
Uwe Jüttner
EMAA-Präsident