In einem Treffen der Mittelstandsallianz weist der BVBC erneut auf die Problematiken der Vorbehaltsaufgaben des Steuerberatungsgesetzes für selbstständige Bilanzbuchhalter und Controller hin. Kontinuierlich verschafft sich der Verband so immer mehr Gehör in Politik und Wirtschaft.
Im Rahmen der Mittelstandsallianz traf Präsidiumsmitglied Uta-Martina Jüssen am 22. Februar auf FDP-Politiker Christian Lindner. Bei dem Treffen in der Bundeszentrale des Bundesverbands mittelständische Wirtschaft (BVMW) gaben die Verbände dem NRW-Landtagsabgeordneten folgende Themen mit auf den Weg in den Landtags- und Bundestagswahlkampf:
- Flächendeckende Digitalisierung
- Bessere Finanzierungsmöglichkeiten für Gründer und Mittelständler
- Mehr Flexibilität auf dem Arbeitsmarkt
- Mehr Wettbewerb durch Bürokratieabbau
„Es ist völlig paradox, dass wir keine Umsatzsteuer-Voranmeldungen vornehmen dürfen.“
Jüssen, die sich seit Jahren im BVBC für die Rechte selbstständiger Bilanzbuchhalter und Controller einsetzt, legte dem FDP-Bundesvorsitzenden dar, weshalb die Vorbehaltsaufgaben der steuerberatenden Berufe ein einschlägiges Beispiel für bürokratische Hemmnisse abgeben. Die ehemalige Leiterin des BVBC-Arbeitskreises der Selbstständigen erklärte, wie die Regelungen des Steuerberatungsgesetzes (StBerG) insbesondere selbstständige Bilanzbuchhalter in ihrem Arbeitsalltag einschränken.
„Es ist beispielsweise völlig paradox, dass wir keine Umsatzsteuer-Voranmeldungen vornehmen dürfen. Schließlich werden Belege inzwischen elektronisch so erfasst, dass Buchhaltungsprogramme sie automatisch in die Umsatzsteuervoranmeldung übertragen. Um sie dann ans Finanzamt zu übermitteln, sind nur noch zwei Mausklicks nötig“, erklärt Jüssen, die als selbstständige Bilanzbuchhalterin und Interimsmanagerin tätig ist.
Mandanten selbstständiger Bilanzbuchhalter müssen sich derzeit für die Umsatzsteuer-Voranmeldung eigens an Steuerberater oder die wenigen unter § 3 StBerG genannten Berufsgruppen wenden. Ausnahme: Sie dürfen sie – auch ohne Sachkenntnis – selbst durchführen. Das dürfte für die meisten Unternehmer allerdings nicht in Betracht kommen. Selbstständige Bilanzbuchhalter und ihre Mandanten werden auf diese Weise seit Jahren auf Kosten beider Parteien in ihrer Zusammenarbeit behindert. Während dem Bilanzbuchhalter Einnahmen entgehen, muss sein Mandant die vergleichsweise hohen Sätze des Steuerberaters zahlen.
„Solche realitätsfernen und wirtschaftsfeindlichen Regelungen gehören längst beseitigt“, mahnt Jüssen. Das hätte auch für die Wirtschaft positive Folgen, denn dem Fachkräftemangel in Steuerkanzleien könnte durch die Kooperationsmöglichkeit zwischen Beratern und selbstständigen Bilanzbuchhaltern vorgebeugt werden.
BVBC schafft Bewusstsein für Änderungsbedarf des StBerG
„Ich bin außerordentlichen zufrieden damit, wie das Treffen verlaufen ist“, resümiert Jüssen. „Zwar blieb mir nicht viel Zeit, um Problematiken zu erläutern. Dennoch konnte ich Herrn Lindner auf ein wichtiges Thema aufmerksam machen, das uns seit jeher beschäftigt.“
Im Zuge dessen wies Jüssen den FDP-Mann auch auf das Problem der Inländerdiskriminierung hin. Nach dem StBerG haben Bilanzbuchhalter anderer EU-Mitgliedsstaaten, wenn sie in Deutschland tätig sind, momentan mehr Befugnisse als ihre deutschen Kollegen. „Diesen Zustand können wir so nicht hinnehmen“, unterstreicht die Selbstständige. „Das habe ich Herrn Lindner so auch deutlich machen können. Er wollte das Thema definitiv ‚mitnehmen‘.“
In regelmäßigen Treffen mit Bundestagsabgeordneten und anderen hochrangingen Politikern weist der BVBC auf überholte Beschränkungen des StBerG hin und macht sich so für eine inzwischen neunte Änderung des Gesetzes stark.