Steuerberater-Privilegien: FDP nimmt sich BVBC-Forderungen an
Im Juli trafen sich BVBC-Vertreter mit FDP-Politikern aus dem baden-württembergischen Landtag, um über die verfassungswidrige Rechtslage selbstständiger Bilanzbuchhalter zu sprechen. Ergebnis: Die Volksvertreter zeigten nicht nur Verständnis, sie sicherten auch Unterstützung zu.
Selbstständige Bilanzbuchhalter können weniger als Ihre angestellten Kollegen – zumindest, wenn es nach dem Steuerberatungsgesetz geht. Wie paradox die aktuelle Rechtslage ist, erklärten zuletzt Eberhard Grötzner und Karl Lochner aus dem Vorstand des BVBC-Landesverbands Baden-Württemberg zusammen mit BVBC-Präsidiumsmitglied Uta-Martina Jüssen drei FDP-Politikern. Karl Lochner arrangierte den Gesprächstermin mit Gabriele Reich-Gutjahr, Judith Skudelny und Volker Weil, allesamt Abgeordnete des baden-württembergischen Landtags, am 11. Juli 2017 im Stuttgarter Abgeordnetenhaus.
Uta-Martina Jüssen machte zugleich zu Beginn des Gesprächs auf die schwierige Lage aufmerksam, in der sich selbstständige Bilanzbuchhalterinnen und Bilanzbuchhalter befinden. Es gebe keinen nachvollziehbaren Grund, weshalb folgende Tätigkeiten angestellten, aber nicht selbstständigen Bilanzbuchhaltern gestattet seien:
- Bilanzerstellung
- Erstellung der Umsatzsteuer-Voranmeldung
- Einrichtung der Buchführung
„Frau Skudelny konnte unseren Standpunkt gut nachvollziehen. Sie war der Meinung, dass zwischen Steuerberatern und Bilanzbuchhaltern in den genannten Punkten kein Unterschied besteht“, berichtet Karl Lochner. „Sie kam allerdings relativ schnell auf das Thema Haftung zu sprechen und wies darauf hin, dass Steuerberater für begangene Fehler haften müssten. Frau Jüssen machte aber deutlich, dass das auch bei selbstständigen Bilanzbuchhaltern der Fall ist und auch wir eine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung abschließen müssen, um verantwortungsvoll unseren Beruf auszuüben.“
Jüssen ließ den Abgeordneten im Nachgang noch mehr Informationen zur Vermögensschadenhaftpflichtversicherung für selbstständige Bilanzbuchhalter zukommen – u.a. eine Broschüre des Versicherungsmaklers modus.Matthias Lesch, der seit 1996 strategischer Partner des BVBC ist und Mitgliedern exklusive Gruppentarife bietet.
Ausbildungssituation
Als die Politiker erkannten, dass der Beruf des Bilanzbuchhalters mittlerweile vom Fachkräftemangel betroffen ist, äußerten sie Bedenken, dass seitens dieser Berufsgruppe entgegen den Steuerberatern nicht für Nachwuchs gesorgt werden könne. Jüssen, die seit Jahren erfolgreich selbstständig ist, konnte die Skepsis allerdings aus dem Weg räumen: „Wer über eine Ausbildereignung verfügt, kann sehr wohl für Nachwuchs sorgen. 50 Prozent unserer selbstständigen Mitglieder haben angegeben, eine solche Prüfung abgelegt zu haben und in Ihren Unternehmen auszubilden. Diese Zahl habe ich unseren Gesprächspartnern im Nachgang noch zukommen lassen – sie stammt aus unserer letzten Mitgliederbefragung“
Konkurrenz
Die Abgeordneten vermuteten, dass die Steuerberaterkammern eine Befugniserweiterung insbesondere ablehnen, weil selbstständige Bilanzbuchhalter nicht gezwungen seien, sich nach einer vorgeschriebenen Gebührentabelle zu orientieren und deshalb eine Konkurrenzsituation nicht von der Hand zu weisen sei.
"Gespräch hat sich gelohnt"
Für Karl Lochner steht fest: „Das Gespräch hat sich gelohnt.“ Auch Jüssen zieht ein positives Fazit: „Alle drei politischen Gesprächspartner waren zum Schluss auf unserer Seite und haben die Problematik erkannt. Sie wollen uns in unserem Anliegen unterstützen und unsere Unterlagen an die entsprechenden Fachausschüsse weiterleiten.“
Das Thema war für die FDP nicht neu. Anfang des Jahres traf Jüssen, die sich im BVBC-Präsidium besonders für das Thema Selbstständigkeit einsetzt, erst auf FDP-Chef Christian Lindner. Lesen Sie hier mehr zu dem Treffen im Rahmen der Mittelstandsallianz.