Erfahrungen aus dem Buchhaltroniker-Lehrgang und der Wandel beruflicher Anforderungen
Künstliche Intelligenz, Automatisierung und neue digitale Tools verändern das Berufsbild im Rechnungswesen grundlegend. Um Fachkräfte gezielt auf diesen Wandel vorzubereiten, bietet der BVBC seinen Mitgliedern gemeinsam mit Dekodi – Deutscher Konverterdienst die Weiterbildung „Buchhaltroniker“ an (vgl. Interview mit Dekodi-Geschäftsführer Stefan Kaumeier). Einer der ersten Teilnehmenden von Seiten des Verbands: Präsident Guido Großholz. Im Interview berichtet er von persönlichen Aha-Momenten, seinen Eindrücken zur Seminarstruktur und erklärt, weshalb digitale Kompetenzen künftig unverzichtbar sind – nicht nur für Buchhalterinnen und Buchhalter, sondern für den gesamten Berufsstand.
Daniel Momberg: Herr Großholz, Sie haben den Buchhaltroniker-Lehrgang selbst durchlaufen – was hat Sie dazu bewogen, sich anzumelden?
Guido Großholz: Zum einen wollte ich für unsere Kooperation wissen, welchen Kurs wir dort ins Angebot aufnehmen und worauf sich unsere Teilnehmer einlassen. Zum anderen war es persönliches Interesse am Thema Digitalisierung und Automatisierung. Unser Berufsbild unterliegt seit jeher einem Wandel – aber gerade in Zeiten von künstlicher Intelligenz und fortschreitender Automatisierung sollte man wissen, wovon man spricht und was dahintersteckt.
Gab es Inhalte oder Aha-Momente, die Sie besonders beeindruckt haben?
Excel kennt jeder – klar soweit, nichts Besonderes. Dass aber Datenbanken im Grunde auch „nur“ verschachtelte Tabellen sind, war tatsächlich ein Aha-Moment der besonderen Art. Denn bei jeder Einschränkung, mit der wir bei Excel zu tun haben – etwa bei der Performance oder bei Datenmengen – haben wir bisher oft gesagt: „Ist ja eben keine Datenbank.“ Und das stimmt. Auch wenn beides aus Tabellen besteht, ist die Funktionsweise eine vollkommen andere. Dieses Wissen hilft, die Limitationen zu verstehen und in der Praxis die richtigen Programme auszuwählen.
Wie haben Sie die Kombination aus E-Learning und Präsenzphase erlebt?
Spätestens seit Corona bin ich ein großer Freund von E-Learning. Allerdings muss ich gestehen: Es fällt mir persönlich manchmal schwer, beim Thema zu bleiben. Dann kommt eine E-Mail rein, das Telefon klingelt – das muss man schon ausblenden können. Die Präsenzphase war für mich dann das Highlight, um aufgekommene Fragen zu klären und tiefer in die Inhalte einzusteigen. Vor Ort wurden Übungen durchgeführt und besprochen. Die Mischung aus Selbststudium für die Theorie und Praxisteil vor Ort hat mir sehr gut gefallen.
Gab es Aspekte, bei denen Sie dachten „Das sollten Fachkräfte im Rechnungswesen auf jeden Fall wissen“?
So wie wir im rechtlichen Bereich unsere Fachtermini haben, mit denen wir präzise kommunizieren, haben IT-Fachleute ebenfalls ihr eigenes Vokabular. Das Verständnis von grundlegenden IT-Konzepten und Strukturen brauchen wir alle; gerade im Austausch mit IT-Spezialistinnen und IT-Spezialisten schafft dieses Verständnis eine solide Basis, Missverständnisse zu vermeiden und gemeinsam tragfähige Lösungen zu entwickeln. Außerdem sollte jeder die Chancen – aber auch die Risiken – der Digitalisierung und Automatisierung kennen. Und es muss klar sein: Mit der Automatisierung entstehen nicht nur effizientere Prozesse, sondern auch neue Verantwortlichkeiten.
Sie sind nicht nur Teilnehmer, sondern auch Präsident des BVBC. Wie beurteilen Sie das Potenzial des Buchhaltronikers für den Berufsstand?
Das einfache Verbuchen von Belegen wird perspektivisch vom Computer vollautomatisch übernommen - eine Tätigkeit, die es so künftig nicht mehr geben wird. Dafür werden dann aber andere Skills gefragt sein: Wie kann ich dem Computer die richtigen Buchungsregeln mitgeben? Wie wird sichergestellt, dass die Umsatzsteuer korrekt erfasst wird? Wer kontrolliert das alles? Der Bilanzbuchhalter von morgen benötigt neben seinem handels- und steuerrechtlichen Wissen auch tiefere IT-Kenntnisse, um bestehen zu können. Das eröffnet neue Chancen: Wer sich weiterqualifiziert, bleibt nicht nur gefragt, sondern gestaltet den Wandel aktiv mit.
Die Digitalisierung im Rechnungswesen wird oft theoretisch diskutiert. Was kann der Buchhaltroniker konkret zur Umsetzung im Alltag beitragen?
Das Verständnis, wie Systeme funktionieren, die Möglichkeit zu sehen, sich selbst ein Tool programmieren zu können und als Schnittstelle zwischen IT und dem "Buchhalter-Wissen" fungieren zu können, sind alles praktische Dinge, die mir im Alltag sicherlich helfen. Für die tatsächliche Relevanz kommt es natürlich auf den Betrieb an, in dem ich arbeite. Wenn die Führung hier kein Interesse zeigt, wird es natürlich schwierig, Veränderungen auch in der Praxis umzusetzen – eigentlich sollten aber inzwischen die meisten Betriebe die Notwendigkeit erkannt haben.
Was raten Sie Mitgliedern, die mit dem Thema Digitalisierung bislang wenig Berührungspunkte hatten oder noch zögern?
Eine Investition in Fortbildung ist immer eine gute Investition. Früher oder später werden wir alle mit dem Thema Digitalisierung und Automatisierung in Berührung kommen. Dann erst damit zu starten, ist in der Regel kein guter Plan. Mir persönlich hat das Seminar ein klareres Verständnis für die Abläufe und Zusammenhänge gebracht.
Zum Schluss noch ein letztes Wort oder ein Tipp als frischgebackener Buchhaltroniker?
Ja – Excel Power Query rockt!
Info: Der beim BVBC vom 27.10. - 25.11.2025 stattfindende Buchhaltroniker-Kurs ist bereits ausgebucht; ein weiterer Kursstart im Frühjahr 2026 ist bereits in Planung. Bei Fragen oder Anregungen wenden Sie sich gerne an das Veranstaltungsmanagement in der BVBC-Geschäftsstelle (veranstaltungen@bvbc.de).




